Mannheim. Zu einer eher stillen, weil erschütternden Bootstaufe hatte der Vorsitzende des RV Amicitia, Thomas Lange, auf die Terrasse des Mannheimer Ruder-Vereins von 1876 eingeladen. Neben etlichen jungen Sportlerinnen und Sportlern begrüßte er auch den Vorsitzenden, Prof. Dr. Peter Frankenberg, der mit der Leiterin des Ideellen Bereich der der Heinrich-Vetter-Stiftung, Antje Geiter, gekommen war. Denn anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens hatte die Stiftung, auch in Erinnerung an die über 80-jährige Amicitia-Mitgliedschaft ihres Stifters, die Anschaffung eines Ruderbootes mit einem fünfstelligen Betrag mit ermöglicht. Lange bedankte sich und erklärte, dass das Boot in der Nachwuchsförderung und damit in der Ausbildung eingesetzt wird. Frankenberg freute sich über die Möglichkeit der Stiftung, das Boot fördern zu können und taufte es auf den Namen „Rukeli“. Antje Geiter war es, die über die unfassbare Geschichte des Sportlers Johann Wilhelm Rollmann berichtete, der in seiner Familie „Rukeli“ genannt wurde.
Am 27. Dezember 1907 geboren, wächst er unter ärmlichen Bedingungen bei Hannover auf und beginnt mit acht Jahren das Boxtraining. 1929 zieht die Sinto-Familie (Bezeichnung wird meist im Plural Sinti anstelle von Zigeuner genutzt) nach Berlin um und er beginnt seine Profi-Karriere. Leichtfüßig und mit tanzendem Stil ist er bald Publikumsliebling, doch schon 1933 wird die Karriere des 25-Jährigen durch das NS-Regime beendet. Zwar hatte er die Deutsche Meisterschaft im Halbschwergewicht gewonnen, doch der Titel wird ihm aberkannt, er habe „undeutsch“ gekämpft. Hintergrund war, dass es nicht sein konnte, dass ein „Zigeuner“ einen „Arier“ besiegt. Trollmann verliert seine Boxlizenz und seine Lebensgrundlage. Unfassbar, aber zynischer Teil des rechten Terrors, er wird im Dezember 1935 vom NS-Regime zwangssterilisiert. Gleichwohl zieht ihn die Wehrmacht 1939 zum Kriegsdienst ein, schließt ihn aber 1941 als „gemeinschaftsfremd“ wieder aus. Schließlich im Juli 1942 verhaftet, wird er im Zuge des Völkermords an den europäischen Sinti und Roma 1944 im KZ Neuengamme, Außenlager Wittenberge, erschlagen. So etwas dürfe sich nie wiederholen, bekräftigte die engagierte Stiftungsmitarbeiterin und ließ ein Informationsblatt zu „Rukeli“ insbesondere den jungen Ruderinnen und Ruderern mitgegeben. Tk./BILD:TK 19.11.2022