Tiere fordern am Vorlesetag Einigkeit
15. November 2024

Anlässlich des bundesweiten Vorlesetages waren zahlreiche Interessenten in die Stiftungsräume gekommen, um einen Roman von Erich Kästner zu hören und Zeichnungen von Walter Trier zu sehen. Die Lektoren Antje Geiter und Hartwig Trinkaus zeigten in wechselnden Rollen auf, dass „Die Konferenz der Tiere“ gewiss kein Kinderbuch sei. Geschrieben hat den kurzen Roman der deutsche Schriftsteller ganz unter dem Eindruck der Kriegs- und Nachkriegsjahre. 1949 erschienen war es Kästners erster Roman nach dem Zweiten Weltkrieg und handelt von den Vertretern aller Tierarten der Erde, die aufgrund des politischen Scheiterns der Menschen eine internationale Konferenz einberufen, um den Weltfrieden zu erreichen, obwohl die Menschenkonferenz frühzeitig klar macht: „Die Tiere wollen uns zur Einigkeit zwingen, das wird ihnen nicht gelingen, darin sind sich alle Staaten einig“. Das Buch, über 60 Jahre alt, sei leider sehr aktuell, wurde mehrfach bedauernd betont.

Kästner, der mit diesem Text in genialer Weise Sprach- und Herzensbildung mit politischer Aufklärung verband, ließ im Stil eines Kinderbuches die Tiere fragend feststellen „Was bringen sie (die Menschen) zustande mit ihrer Tüchtigkeit … Kriege, Revolutionen, Streiks, Hungersnöte und neue Krankheiten …“  Diese Katastrophen abzuschaffen und dafür ein friedliches Zusammenleben zu organisieren, vor allem für die Zukunft der Kinder, das wollen die Tiere endlich erreichen, weil es die Menschen nicht schaffen.

Mit Betroffenheit und verhaltenem Beifall dankten die Zuhörer für diese eindrucksvolle Vorlesestunde. Tk./BILD:HELMUT JUNG 15.11.2024