Ilvesheim. Dass der „Blume-Peter“ alles andere als eine Witzfigur ist, das wurde im Rahmen eines Projekts deutlich, an dem auch Schülerinnen und Schüler der Heddesheimer Karl-Drais-Schule teilnahmen. Angestoßen wurde das Thema durch das gleichnamige Musical, das bei Heinrich-Vetter-Stiftung zu einem Gespräch mit dem Chef des Mannheimer Stadtarchivs, Prof. Ulrich Nieß, führte. Recht schnell war klar, dass daraus ein schulisches Projekt werden sollte, denn die Auseinandersetzung mit den Fragen, wie gehen wir mit Minderheiten, mit Behinderten um und wie muss, nicht nur rückschauend, auf das Thema Euthanasie geschaut werden, ist schwere Kost. Das „Marchivum“ entwickelte ein Arbeitsheft und die Stiftung kümmerte sich um die Verbindung zu Eberhard Reuß, zum Capitol und zu Schulen im Rhein-Neckar-Raum. Während Reuß sich bereit erklärte, mit Schülerinnen und Schülern über Peter Schäfer zu sprechen, holte die Stiftung auch ältere Erwachsene mit ins Boot. Viele kannten „Blume-Peter-Witze“, aber viele waren von der Geschichte des „Blume-Peter“ überrascht und auch berührt. Bald war klar, dass der Blume-Peter heute mehr als Mahnung wichtig ist, weit über das ihm angedichtete Image einer Witzfigur hinaus. Nach der Vorstellung der Filmdokumentation, die Reuß noch mit Zeitzeugen erstellen konnte, ging es im Gespräch mit den Gästen im Garten der Stiftung, um den Umgang mit Minderheiten, mit Behinderten und um das deprimierende Kapitel der NS-Euthanasie mit allein 770 Ermordeten aus der hiesigen Region. Die Unwissenheit über Peter Schäfers Leben und seinem zumindest historisch zum NS-Euthanasieprogramm „passenden“ Tod war Anfang des 21. Jahrhunderts im Reuß-Film vielen Gesprächspartnern nicht bewusst.
Für die Schülerinnen und Schüler folgt in den nächsten Tagen die Auseinandersetzung mit dem Gesamtthema anhand des Arbeitsheftes, der am gleichen Tag geplante Besuch der Aufführung des Musicals musste coronabedingt jedoch ausfallen und wird nachgeholt, wenn es möglich ist.
Text und Bild: SABINE SCHNEIDER 22.06.2022